TreuhandTechno
Frankfurt (Oder)



Wir haben "TreuhandTechno Frankfurt Oder" im Rahmen des legendären Unithea Theaterfestivals der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) entwickelt:
Unithea Festival

Die Premiere und Uraufführung von "TreuhandTechno Frankfurt Oder"  fand in der MAGISTRALE Kunsthalle in Frankfurt Oder statt:
Magistrale Kunsthalle

Mit "TreuhandTechno Frankfurt Oder" haben wir die Treuhand-Abwicklungsgeschichte des VEB Halbleiterwerks Frankfurt Oder (HFO) und die gleichzeitige Entstehung von Techno in Frankfurt Oder in theatralen Formaten untersucht.

Das HFO war der grösste Produzent von Mikroelektronik in der DDR. Im Jahr 1989 arbeiteten dort 8.000 Beschäftigte. Im Zuge der Privatisierung des Werks durch die Treuhand wurden diese schlagartig arbeitssuchend - das war jede 8. Bewohner*in in Frankfurt O.

Die Texte von "TreuhandTechno Frankfurt Oder" wurden aus Zeitzeug*innen-Interviews, Stadtarchiv-Materialien sowie Gesprächen mit Frankfurter Techno-Akteur*innen der 90er Jahre entwickelt.

In die Stückentwicklung haben wir vorrangig weibliche Perspektiven und Stimmen einbezogen.

Das künstlerische Motto von "TreuhandTechno Frankfurt Oder" lautete "Ohne Mikroelektronik kein Techno". So haben wir u.a.:

  • ehem. Halbleiterplatten des HFO als Requisiten und Bühnendesign bespielt
  • HFO-Arbeiterinnen als Tänzerinnen inszeniert
  • aus Maschinenarbeits- Technotanzbewegungen choreographiert
  • aus Maschinensounds Technotracks komponiert.


Trailer: TreuhandTechno Frankfurt Oder

Videomaterial der Premiere, 7 min Mitschnitt

Ausgewählte TreuhandTechno-Tracks:  


Track Halbleiter  


Track WAVER  


Unsere "TreuhandTechno Frankfurt Oder"- Produktion wurde im Format einer theatralen Installation realisiert wie alle unsere TreuhandTechno Produktionen. Diese Installation bestand aus sechs Spielstationen:


Station 1: Treuhand-Anstalt mit Werner Türk, Dorothea Löbbermann, Isabelle Vogt

Station 2: Marusha "Dance Hall" mit Maike Möller-Engemann und Jenny Helene Wübbe

Station 3: Werkhalle Halbleiterwerk mit Camilla Milena Feher, Kerstin Hurbain, Giorgia Bovo

Station 4: Nerd-Monolog über die erste Spielekonsole made in HFO mit Sabine Böhm

Station 5: frei flottierender ROBI mit Anna Stiede

Station 6: Helmut-Kohl-Eierwurfstation, Video Holger Bück


Alle Stationen spielten gleichzeitig und in leicht variierenden Loops. Das Publikum bewegte sich frei von Spielstation zu Spielstation, und wurde mittels einer Gesamtdramaturgie durch das Zusammenspiel der Stationen geführt.

An einigen Spielstationen konnte das Publikum partizipieren, z.B. an der Love Parade teilnehmen oder Eier auf Helmut Kohl werfen.

Die hohe Energie und die historische Wut, mit der einige unsere Gäste Eier auf Helmut Kohl geworfen haben, haben uns überrascht.


Hier ein Auszug aus der Sprache der Halbleitertechnik und der Techno-Spähre:


• Siliziumscheiben = Wafer // Wafer-Raver

• Kristalldioden // crystal clear

• Diffusionsöfen // alles so diffus hier

• Foto-Repeater // repetition / repetitive Bewegungen -–> techno moves

• Plasmaätzer und Implanter // Ätzer / Acid


Weitere Ergebnisse unserer TreuhandTechno-Bearbeitungen in Frankfurt Oder haben wir in einer Broschüre für das Publikum als Begleittext zusammengefasst, siehe hier

Die Märkische Oderzeitung war Medienpartner vom Unithea Theaterfestival und hat unsere Proben und Premiere besucht. Danke an Janine Reinschmidt. Alle Artikel zu unserer Produktion unter:


https://www.moz.de/lokales/frankfurt-oder/festival-in-frankfurt-oder-unithea-ist-zuruecknbsp-infos-zu-theater-tickets-buehnen-77317259.html


https://www.moz.de/lokales/frankfurt-oder/festival-in-frankfurt-oder-unithea-ist-zuruecknbsp-infos-zu-theater-tickets-buehnen-77317259.html


https://www.moz.de/nachrichten/kultur/unithea-frankfurt-oder-drama-bis-techno-party-das-waren-2024-die-highlights-77335449.html


Projektrelevanz und -ziele

Die Verbindungen von Treuhand und Techno sind bisher noch nicht in theatralen Formaten untersucht worden. Im Jahr 2024 - dem Jahr der Landtagswahl in Brandenburg - ist diese Arbeit im Osten aktueller denn je. Warum?

weil eine Historisierung der Technokultur im öffentlichen Diskurs eingesetzt hat, die Treuhand-Geschichte(n) nicht mit einbezieht.


weil derzeit die Technoclubs sterben wie die DDR-Betriebe damals.

weil die Treuhand-Abwicklungen in Ostdeutschland mit starken sozialen Verwerfungen einhergingen, an die rechte Akteur*innen leicht anknüpfen können.

weil die Trennung von Deindustrialisierung und Technokultur zu einem Generationskonflikt im Osten geführt hat, der u.a. den heutigen "Emotrouble Ost" mitprägt.

weil es an der Zeit ist, diesem "Emotrouble" Raum zu geben

"TreuhandTechno" Produktionen von Panzerkreuzer Rotkäppchen können Emotionen des Ostens  repräsentieren, ohne sie in radikal-politische Kontexte zu setzen. T wie Trauer T wie Trance T wie Tanscendence...



Projektbeteiligte




Idee, Konzept, Produktion: Panzerkreuzer Rotkäppchen

Künstlerische Leitung und Regie: Susann Neuenfeldt    

Leitende Dramaturgie: Simon Strick

Dokumentarische Recherchen: Tobias Mönch                
Finanzleitung und Social Media: Maria Ullrich


Es spielten:

Camilla Milena Feher als Soundchoreographin und Performancekünstlerin in der VEB Halbleiterwerk Station

Maike Möller Engemann und Jenny Helene Wübbe als MARUSHA

Werner Türk als Treuhandchefin Birgit Breuel

Dorothea Löbbermann und Isaebelle Vogt als business men

Anna Stiede als ROBI

Giorgia Bovo und Kerstin Hurbain als Arbeiterinnen des VEB Halbleiterwerks HFO

Sabine Böhm als Spielekonsole Nerd

Bühne/Kostüme: Panzerkreuzer Rotkäppchen in Kooperation mit Camilla Milena FeherEierwurf-Video: Holger Bück



TreuhandTechno Sounds: Hans Narva

Lichtdesign: Holger Duhn

Tontechnik: Klaus Altenmüller

Technische Leitung: Kay Volbehr

Videodokumentation: Constantin Vorwerk

Website: Gia Herion, Ludovica Farace

Photos: Kay Volbehr, Ronald Spratte, Maria Ullrich


Mit einem herzlichen Dankeschön an alle Organisator*innen und Mitarbeiter*innen des Unithea Festival der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Wir haben uns sehr eingeladen und sehr gut betreut gefühlt.

Ebenso ein grosses Danke an die Magistrale Kunsthalle, das Kleistforum und das Stadtarchiv in Frankfurt Oder.


We'll be back! TreuhandTechno never ends. This machine is running throught the sleepless nights of the 90s.